von Lukas Maisel
Der kleine Frank war wieder einmal unterwegs mit seinem Kumpanen Bjarne. Sie wollten Engerlinge sammeln, um dieselbigen vom Kirchturm regnen zu lassen, da es sehr heiß war. Bewaffnet mit Spaten und Eimer liefen sie in Richtung Wald.
„Meinst du, die freuen sich, wenn es regnet?”, fragte Bjarne seinen Freund.
„Aber ganz bestimmt.”
„Normal regnet es aber keine Maden vom Himmel, sondern eher Wasser.”
„Ach egal, Hauptsache es erfrischt.”
„Erfrischen Maden denn?”
„Die leben tief unter der Erde, wo’s schön kühl ist. Die sind wie so kleine Eiswürfel. Und außerdem sind sie gesund.”
„Wieso das denn?”
„Die haben Eiweiß.”
„Eiweiß?”
„Eiweiß.”
„Von Eiern?”
„Natürlich. Sind ja auch weiß.”
„Aus Eiern von Hühnern werden also viele kleine Maden?”
„Genau, und aus dem gelben Zeug werden gelbe Küken.”
„Das tönt logisch.”
„Ist es auch.”
Sie hielten im dichten Nadelwald. Frank fing an zu Graben. Nach einiger Zeit stieß er auf einen prächtigen Regenwurm.
„Schau, ein Wurm”, stellte Bjarne fest.
„Würmer sind eigentlich Schlangen.”
„Schlangen?”
„Schlangen.”
„Der Wurm sieht aber nicht wie ‘ne Schlange aus, und ich weiß wie ‘ne Schlange aussieht.”
„Das sind frisch geschlüpfte Schlangen, die am Anfang nur Dreck fressen, weil der gesund ist.”
„Dreck soll gesund sein?”
„Ja. Wir sind ja alle aus Dreck, wenn du tot bist, nach ‘ner Weile wirst du Dreck. Da ist alles drin, was du brauchst. Alle Vitamine und so.”
Frank nahm den Spaten und halbierte den Regenwurm, der sich darauf windete und kringelte.
„He, was machst du denn da, du hast ihn getötet!”
„Ich habe ihn nicht getötet, ich habe ihn verdoppelt.”
Frank grub weiter, und Bjarnes Gesicht hellte sich erst auf, als Frank vorsichtig eine Kröte freilegte, die sich in ein selbst gegrabenes Erdloch zurückgezogen hatte.
„In Afrika pusten sie die auf und spielen Fußball damit”, sagte Frank.
„Leben die dann noch?”
„Ja sicher. Die quieken sogar, wenn sie im Tor landen. Man kann sie aber auch ablecken, und dann sieht man komische Dinge. Hat mir mein Bruder erzählt.”
„Was für Dinge denn?”
„So Dinge, die es nicht wirklich gibt.”
„Was denn zum Beispiel?”
„Grüne Eichhörnchen oder rosa Schweine.”
„Aber die sind doch rosa.”
„Du hast wohl an ‘ner Kröte geleckt.”
„Nein hab ich nicht.”
„Kröten-Lecker, Kröten-Lecker!”
„Du bist fies.”
„Ich weiß. Gehn wir woanders hin, hier gibt’s keine Maden.”
Eine ganze Weile streiften sie wortlos durch den Wald.
„Ich glaub hier wär ‘ne gute Stelle”, meinte Bjarne.
„Ja OK, fang mal an zu graben.”
Weitere schweigsame Minuten vergingen, bis Bjarne innehielt.
„Was erzählt dir dein Bruder denn sonst noch so?”
„Ach vieles.”
„Was denn?”
„Willst du gar nicht wissen.”
„Will ich wohl.”
„Gut, aber beschwer dich nachher nicht, dass du nicht mehr schlafen kannst. Er hat mir erzählt, dass vor fünfzig Jahren hier Außerirdische gelandet sind. Sie können sich super anpassen, so dass sie wie Menschen aussehen. Und die haben hier McDonalds eröffnet.”
„McDonalds?”
„Yep.”
„Für was denn das?”
„Überleg doch ma. Die sind hungrig auf Menschen. Und McDonalds macht sie schön fett. Damit auch was dran ist an den Menschen. Und irgendwann kommen die wieder mit einem riesigen Bräter.”
„Wirklich?”
„Wirklich.”
„Das glaub ich dir jetzt nich.”
„Is aber so.”
Bjarne schlief in dieser Nacht unruhig. Er hatte einen Traum von riesigen, krötenartigen Geschöpfen, die ihn als Teebeutel benutzen. Scheinbar sonderte er einen köstlichen Geschmack ab, denn er wurde in der Runde herumgereicht. Offenbar ein Kaffeekränzchen unter Extraterrestrischen.
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